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  • Michael Wälti

Augenblicke: Wie die Augen und der Blick kommunizieren, Teil 1

Aktualisiert: 25. Apr. 2023


„Augen sind die Fenster zur Seele“, Hildegard von Bingen

In unserer Sprache wimmelt es von Redensarten, welche die Wichtigkeit der Augen in der Kommunikation hervorheben: „Auge um Auge“, „die Augen vor der Realität verschliessen“ und „wenn Blicke töten könnten“ sind nur einige Beispiele von derartigen Ausdrücken. In der nonverbalen Kommunikation spricht man von den „Oculesics“, der Lehre des Verhaltens mit dem Blick (Eye-Behavior).

Wie wichtig das Verhalten der Augen ist, wird einem erst bei dessen Absenz bewusst. Blinde Personen sind in ihrem Sozialverhalten dadurch sehr stark eingeschränkt. Zwar können ihre Augen spontane Gefühle ausdrücken, aber von Geburt an Blinde haben grösste Mühe Emotionen zu stellen (was in unserem Zusammenleben von grosser Wichtigkeit ist). Die Kontaktaufnahme der Augen zu anderen Menschen entfällt bei blinden Personen gänzlich.

Blicklänge

Die Skala reicht von „Blickkontakt total vermeiden“ bis zu „kontinuierlichem Anstarren“. Beide Extreme gibt es in verschiedenen Kontexten, in denen sie angewendet werden.

Wir vermeiden den Blickkontakt, wenn wir jemandem ausweichen wollen, wenn wir verunsichert sind, wenn wir lügen, wenn wir nicht auffallen wollen, aber z.B. auch wenn wir von jemandem enttäuscht sind und wir zeigen wollen, dass wir es nicht mehr wertvoll finden, dieser Person Beachtung zu schenken.

Ignorierte Personen werden meistens negativ mit Wut oder Trauer reagieren. Es wird ihren Status oder ihr Selbstvertrauen verletzen, da sie sich „nicht wichtig genug“ für die Blickkontakt-Aufnahme fühlen.

Entsteht kein Blickkontakt zwischen zwei fremden Personen in einem engen Raum, dann ruft das Misstrauen hervor. Hier in Europa lautet die ungeschriebene Regel, dass man sich kurz anschaut, wenn man z.B. im Korridor bei der Arbeit jemanden kreuzt oder wenn man mit jemandem im Lift steht. Wird diese Regel gebrochen, fühlt man sich meistens unwohl und es entsteht Stress. Die kurze Kontaktaufnahme der Augen hilft nämlich Vertrauen zu schaffen und zeigt, dass man nichts zu verheimlichen hat, eben weil die Augen als sehr ehrlich gelten. In Teilen von Asien hingegen gilt die Vermeidung des Blickkontaktes als höflich.

Je intimer man befreundet ist mit jemanden, desto länger wird der Blickkontakt gehalten. Sehr lange Blickkontakte in der Länge von mehr als einigen Sekunden finden meistens nur zwischen verliebten Personen statt oder zwischen zwei Personen, die gerade ihre Dominanz messen, indem physische Gewalt angedroht wird. Bei einem verheirateten Paar kann man beispielsweise schnell sehen, wieviel Liebe noch vorhanden ist, in dem man die Länge des Blickkontaktes als Mass nimmt. Starrt jemand fremde Menschen an, entsteht dadurch häufig ein Konflikt oder Stress bei der angestarrten Person, da es diese Person provoziert.

Im Boxen sagt man, dass der Blick am Anfang entscheidet, wer gewinnen wird

Spielen Sie damit: Variieren sie die Blicklänge in den nächsten Tagen und sehen sie, was für Reaktionen Sie damit hervorrufen.


Hier geht's zum zweiten Teil


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